Sonntag, 2. Februar 2014

Wayne interessieren eigentlich Menschenrechte und so ein Glumpat

Es ist nicht mehr lange hin. Bald geht es los und die weltgrößte Sportveranstaltung beginnen – die Olympischen Spiele von Sotschi. Eigentlich wäre das für mich eine mehr als positive Meldung. Sportgroßereignisse gehören zu meiner absoluten Passion. Sei es die EURO, die Athletikweltmeisterschaften oder eben Olympia – fast nichts bekommt mich in dieser Zeit vom Fernseher weg. Mir gefällt der Wettbewerb, das Messen der sportlichen Leistung und, dass ich das mit der halben Welt gemeinsam teilen kann. Aber dieses Mal überkommt mich kein Gefühl der Freude sondern eher der Beklemmtheit, denn was ich mich frage - und das tue ich schon seit geraumer Zeit: Kann ich und will ich diese Olympische Spiel mit derselben Leidenschaft verfolgen, wie ich es gewohnt bin, wenn sie in einem Land wie Russland abgehalten werden? Auf diese Frage werde ich am Schluss noch einmal zurückkehren.

Mittlerweile sollten die folgenden Informationen allen bekannt sein, aber ich wiederhole es gerne an dieser Stelle: Russland ist ein zutiefst undemokratisches Land. In diesem Land werden kritische Journalist_innen auf offener Straße ermordet, die Täter_innen werden nie gefunden. Poltische Gegner_innen werden für Jahre in sibirischen Straflagern untergebracht. Homosexuellen Menschen ist es nicht erlaubt so zu leben wie sie es möchten. Auch sie werden vor Kameras und vor den Augen der Polizei zusammengeschlagen – natürlich folgenlos für die Täter_innen. Und nicht zuletzt ist das System in Russland bis unter den Deckel korrupt. Es ist derart durchtränkt von Korruption, dass die Spiele von Sotschi sage und schreibe € 38 Mrd. verschlingen, das ist mehr als alle anderen Spiele davor zusammen kosteten.

All diese Informationen sind zigfach belegt und nachzulesen. Und trotzdem prangt diese Woche folgende Headline auf dem Feldkircher Anzeiger: „Sotschi fest in Vorarlberger Hand“.

feldkircheranzeiger

In zwei Kommentaren und einem Interview wird mit einem gewissen Stolz davon berichtet, dass der Geschäftsführer der Bregenzer Festspiele das sog. „Österreichhaus“ leiten wird, und dass außerdem einige Vorarlberger Firmen prominent vor Ort vertreten sein werden. Dies würde den Regionalstolz fördern, darüber hinaus profitiere die heimische Wirtschaft immens. Ahja. Wessen Regionalstolz damit gefördert wird, ist mir schleierhaft, meiner jedenfalls nicht. Viel interessanter ist jedoch der Teil, dass die Vorarlberger Wirtschaft aus dem überdurchschnittlichen Engagement in Sotschi einen großen Nutzen ziehen wird. Dahinter möchte ich ein großes Fragezeichen setzen. Wo ist der Werbeeffekt, wenn man an große und gute Aufträge an einer der korruptesten Orte der Welt kommt? Selbst wenn man sich als Unternehmen bei den Schmiergeldzahlungen raushält, es bleibt doch immer ein Geschmäckle zurück. Es gibt so viele ausgezeichnete Vorarlberger Unternehmen, die sich zu Recht mit vollem Stolz im Ausland präsentieren können und sollen. Aber ist der Hunger nach Profit schon derart groß, dass das in einem Land sein muss, in dem tagtäglich Menschenrechte mit Füßen getreten werden? Ich bin davon überzeugt, so nötig hat es niemand.



Die Österreichische Politik ist keinen Deut besser. Während der deutsche und französische Präsident dankend die Einladung nach Sotschi abgelehnt haben, möchten unser Bundeskanzler und Bundespräsident mit wehenden Fahnen an die Schwarzmeerküste reisen. Wayne interessieren schon Menschenrechte und so ein Glumpat, wenn man dafür auf einem netten Foto mit einem/-r Goldmedaillengewinner/-in aus der Zeitung grinsen kann?

Ja, wayne? Mich! Ich trete hiermit offiziell in den Olympia-Boykott. Es wird mir schwer fallen, sehr sogar. Aber wie soll es mich freuen, wenn österreichische Sporter_innen eine Medaille gewinnt, wenn ich weiß, dass gleichzeitig mitunter nur wenige Kilometer von den Stadien entfernt die nächsten politische Gegner_innen in Straflager verschleppt werden. Oder ein transsexueller Mann auf offener Straße verprügelt wird. Oder der/die nächste kritische Journalist/-in mundtot gemacht wird. Oder… Oder. Nee, danke, das ist nicht so meins.

Denk.ART!g

Nina Tomaselli

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DERzeitig

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Selli1604 - 3. Feb, 00:49

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